Reisebericht: Mit der “Golf Sierra” nach LOWI

Am 19. Oktober wurde der Airport Innsbruck nach mehrwöchiger Generalsanierung neu eröffnet. Es bot sich daher an, im Zuge meines Einweisungsfluges auf unserer neuen Katana mit dem Kennzeichen „D-EZGS“ diesem Flugplatz einen Besuch abzustatten. Unser Fluglehrer und Präsident Otto Perdacher erklärte sich auch sofort bereit, mit mir diesen Flug zu machen.

Beim gemeinsamen Wetter-Briefing am Vormittag stellte sich für die ursprünglich von mir geplante Route über den Brenner heraus, dass sich auf dieser GAFOR-Route der Status von derzeit „O – Offen“ auf „D – Difficult“ ändern wird. Daher disponierten wir kurzfristig um und gemeinsam mit Otto entschlossen wir uns, dieses Mal über die Felber-Tauern und den Gerlos-Pass zu fliegen.

Nachdem sich der herbstliche Frühnebel aufgelöst hatte, starteten wir mit der vollgetankten Katana und verließen die Klagenfurter Kontrollzone über SIERRA. Über Velden und Villach ging es nördlich vorbei am Dobratsch und über den Weißensee direkt nach Lienz. Für diesen Bereich wählten wir eine Reiseflughöhe von 6.500 ft. Die vom Herbst eingefärbten bunten Wälder und Almen zogen unter uns vorbei. Die Katana stand über Minuten ruhig in der stabilen Herbstluft. Kein Wind, keine Turbulenzen, nur ein leichtes Treten des rechten Seitenruders war notwendig um den Torque-Effekt des Motors auszugleichen.

Nach dem Überfliegen vom Flugplatz Nikolsdorf/Lienz begannen wir unseren Steigflug auf 9.200 ft. Beim Einflug in das Tauerntal kurz vor Matrei in Osttirol umgeben von hohen Bergen verloren wir dann auch den Kontakt zu Wien Information. Je näher wir jetzt dem Alpenhauptkamm kamen, umso turbulenter wurde auch unser Flug. Um die Gipfel des Großglockners und des Großvenedigers rankten sich großflächige Nebelfelder. Eine geschlossene Wolkendecke über uns verhinderte weiteres Steigen. Nach einem prüfenden Blick auf die andere Seite in Richtung Mittersill überflogen wir den Felber Pass in 9.200 ft. Die Sicht war gut, jedoch begann es jetzt leicht zu graupeln.

Nach dem Sinken auf 7500ft wurde aus dem Graupeln leichter Schneeregen – die Fern- und Bodensicht war jedoch noch immer gut. Besorgt schaute ich seitlich aus dem Fenster auf die Flügelnasen, ob sich dort eine Schnee- oder Eisschicht aufbauen würde. Otto checkte die Außentemperatur – 10 Grad Celsius – alles im grünen Bereich.

In Mittersill entschieden wir uns für einen Westkurs und den Weiterflug nach Innsbruck, obwohl das Wetter während der nächsten 20 km über der Gerlosplatte keine Besserung versprach. Als Notfall-Option hätten wir jetzt das Tal Richtung Osten zurückfliegen können um in Zell am See zu landen. Zahlreiche eindrucksvolle Lift- und Hotelanlagen an beiden Seiten säumten jetzt unseren Weg ins Zillertal.

Die “Golf Sierra” am Apron in Innsbruck (Foto: Thaller)

Im Zillertal wurde es wieder etwas heller und die Niederschläge hörten auf. Wir begannen unsere Anflugvorbereitungen. Wir sanken auf 4.500 ft und versuchten vergeblich am Meldepunkt FOXTROTT mit Innsbruck Tower Kontakt aufzunehmen. Die hohen Berge dürften dort wohl das Funksignal abschirmen. 

Im Inntal am Meldepunkt MIKE1 gelang die Kontaktaufnahme. Der Einflug in die Kontrollzone erfolgte über die MIKE-Route,  welche sich südlich des Inns auf einem Plateau dem Talverlauf entlangschlängelt.

Auf Höhe von Hall in Tirol erhielten wir dann einen Direct Approach auf RWY 08. Die letzten Kilometer führten uns dabei über das Stadtgebiet von Innsbruck ohne Außenlandemöglichkeit, daher wurde die Anflughöhe von 3.500 ft erst aufgeben als ein sicherer Gleitflug zur Schwelle möglich war.

Am Boden nach einer Flugzeit 1:45 h checkten wir den Treibstoffverbrauch: Erst ca. 20 Liter also ¼ des ausfliegbaren Treibstoffs waren verbraucht. Wir entschieden uns, nicht zu tanken. Nach einem kurzen Aufenthalt in Innsbruck ging es wieder zurück zu unserer Katana. Den Rückflug planten wir entlang des Inntals bis zum Chiemsee, über Salzburg, Bad Ischl und den Sölk-Pass.

Gestartet wurde wieder auf der RWY 08, nach einer Umkehrkurve erfolgte der Ausflug aus der Kontrollzone über die MIKE-Route entlang des Inntals in 3500 ft.

Über dem Flugplatz Kufstein/Langkampfen wechselten wir auf die Frequenz unsere deutschen Kollegen auf „Langen Information“. Im Norden tauchte zuerst der Simssee und etwas später das „Bayrische Meer“ der Chiemsee auf.

Über dem Chiemsee überflogen wir das „Neues Schloss Herrenchiemsee“ auf der gleichnamigen Insel. Dieses Schloß wurde vom König Ludwig II. Ende des 19. Jahrhunderts nach dem Vorbild des Schloss Versailles errichtet. Otto erzählte auch, dass auf der kleinen Nachbarinsel zur Weihnachtszeit ein sehr netter Adventmarkt veranstaltet wird.

Wo sonst Airliner parken, durften wir die “Golf Sierra” abstellen (Foto: Thaller)

Vom Chiemsee aus ging es im 90 Grad Kurs direkt zum Pflichtmeldepunkt Teisendorf der CTR Salzburg. Die Nadel der Treibstoffanzeige stand dort etwas über der 50% Marke, damit sollte das Erreichen von Klagenfurt mit der vorgeschriebenen 45 Minuten Reserve kein Problem mehr darstellen und ein Tankstopp am Airport Salzburg war nicht mehr notwendig.

Salzburger Tower gewährte uns den Durchflug durch die Kontrollzone in 3.500 ft über Maria Plain und Eugendorf. Wir hatten eine perfekte Sicht auf die Stadt Salzburg mit ihrer Festung Hohensalzburg. Weiter östlich überflogen wir dann noch den Salzburgring, wo die alljährlich Motorradrennen stattfinden. 

Im Seengebiet des Salzkammergutes führte unsere Route vorbei am Fuschlsee und Wolfgangsee nach Bad Ischl. Von dort aus ging es weiter zum Hallstätter See, und dann über den Pötschenpass in das Ennstal nach Niederöblern. In 8.000ft Höhe querten wir dann den Sölkpass Richtung Murtal. Von dort aus flogen wir eine Gerade über das Metnitz- und Gurktal nach St. Veit zum Meldepunkt N3. Nach dem Einflug über den VFR-Sektor Nord und einem weiteren Touch&Go (war notwendig für die Scheinverlängerung) landeten wir gegen 17:10 Uhr am Heimatflughafen in Klagenfurt. Nach knapp 4 Stunden Flugzeit an diesem Tag stand jetzt die Nadel der Tankanzeige noch bei etwas mehr als 25% !

Ein sehr schöner Flugtag mit einem modernen und sparsamen Flugzeug ging jetzt zu Ende. Fliegerisch anspruchsvoll und lehrreich war die Passage zwischen Felberpass und Gerlos bei nicht ganz optimalen Wetter. Viel zu sehen gab es am Rückflug im nördlichen Alpenvorland und dem Seengebiet des Salzkammergutes.